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Fachkräfte

Fachkräftebedarf für die Energiewende in Gebäuden

2018 hat Prognos im Auftrag der VdZ den Effekt der Energiewende auf das ohnehin knapper werdende Fachkräfteangebot in der SHK-Branche analysiert. Das Ergebnis: Die Energiewende verschärft die ohnehin angespannte Situation deutlich.

Energiewende als Treiber des Fachkräftemangels

In Deutschland sind seit einigen Jahren zunehmend Engpässe bei Fachkräften zu beobachten, die sich durch die Alterung der Gesellschaft zu einem generellen Personalmangel auszuweiten drohen. Davon ist auch die SHK-Branche betroffen. Hinzu kommt die Energiewende als potentieller, weiterer Treiber des Fachkräftemangels: Die energiepolitischen Ziele der Bundesregierung sehen umfangreiche Investitionen zur Modernisierung unseres Gebäudebestandes vor, deren Umsetzung viel qualifizierte Arbeitskraft erfordert.

Die Untersuchung beleuchtet, in welchem Umfang bereits ohne zusätzliche Investitionen in Maßnahmen zur Umsetzung der Energiewende Fachkräfteengpässe im SHK-Bereich auftreten. Basis der Studie war die „Energieeffizienzstrategie Gebäude“ der Bundesregierung, anhand derer aufgezeigt wurde, dass der zusätzliche Investitionsbedarf im Rahmen der Energiewende einen erheblichen Mehrbedarf an Fachkräften mit sich bringt. Derweil hat die Bundesregierung ihre Energie- und Klimapolitik weiterentwickelt und u.a. das Klimapaket verabschiedet.

Für die Studie kombiniert Prognos die Szenarien der „Energieeffizienzstrategie Gebäude“ mit volkswirtschaftlichen Studien und Modellen zur Beschäftigungsentwicklung Beschäftigungsentwicklung (u.a. ISH-Branchendaten 2016, Prognos Arbeitslandschaften 2040, Prognos Economic Outlook).

Wie groß ist der Fachkräftemangel ohne Energiewende?

In der SHK-Branche waren 2018 etwa 500.000 Beschäftigte tätig. Davon arbeiten rund 100.000 in der Industrie, ca. 50.000 im Großhandel und ca. 350.000 im Handwerk. Die Fachkräftelücke verschärft sich in der Prognose bis 2035. Erst danach tritt eine moderate Entspannung ein.

Ursachen:

  1. Der Bedarf an Fachkräften steigt bis 2025. Erst im Anschluss sinkt er aufgrund von Produktivitätssteigerungen und einer demografisch begründeten niedrigeren Nachfrage.
  2. Das Angebot an Fachkräften sinkt gleichzeitig zur gestiegenen Nachfrage. Die Gründe dafür liegen in der Alterung der Bevölkerung, so dass die potentielle Lücke mit dem Renteneintritt der Babyboomer ab ca. 2030 am größten ist.

Bereits ohne Berücksichtigung der Energiewende in Gebäuden ist im SHK-Bereich mit einer Fachkräftemangel von etwa 27.000 Beschäftigten in 2040 zu rechnen. Dies entspricht etwa 6 % der gesamten SHK-Beschäftigungsnachfrage, die im Jahr 2040 nicht gedeckt werden kann. Relativ ist vor allem der Bereich Gebäudeautomation, mit 7,4 % der Nachfrage im Jahr 2040, am stärksten betroffen.

Lücke in % der Nachfrage201520202025203020352040
Pumpen, Rohre, Armaturen-2,4%-2,1%-3,9%-5,9%-6,2%-5,7%
Gebäudeautomation (IT)-2,8%-2,9%-5,0%-7,3%-7,7%-7,4%
Heizung, RLT, Solar-2,0%-2,0%-3,6%-5,4%-5,7%-5,3%
SHK Installateure-2,5%-2,2%-4,0%-6,1%-6,4%-5,9%
Großhandel-1,7%-1,8%-3,5%-5,3%-5,8%-5,7%

Bei der Interpretation der Höhe der Lücke muss beachtet werden, dass der SHK-Bereich innerhalb z. B. der Branche Maschinenbau oft mit den übrigen „Teilbranchen“ des Maschinenbaus um die gleichen Köpfe konkurriert. Maschinenbauer werden auch in anderen Bereichen gesucht und prognostisch ist es schwer abzuschätzen, für welche Branche sich die Personen entscheiden. In der Prognose wurden die diesbezüglichen Anteile konstant gehalten. Der Anteil, der sich bisher für den SHK-Bereich entschieden hat, bleibt bestehen. Durch einen relativen Attraktivitätsgewinn, etwa durch höhere Löhne als in Konkurrenzbranchen, könnte die SHK-Branche den Fachkräftemangel lindern.

Bis zum Jahr 2050 strebt die Bundesregierung einen nahezu klimaneutralen Gebäudebestand an. Um dieses Ziel zu erreichen, muss höheren Anteil der erneuerbaren Energien am Wärmeverbrauch erhöht und energieeffizientere Gebäude geschaffen werden.

Wie stark verschärft sich die Situation durch die Energiewende in Gebäuden?

In Beschäftigten201520202025203020352040
Direkte Effekte64.08273.72692.34183.29880.93372.903
Indirekte Effekte28.32232.61140.84536.84535.79932.247
Gesamtwirtschaftliche Effekte92.350106.337133.187120.143116.733105.150
Davon SHK-Bereich22.15321.53119.70117.33115.95114.965

Zusätzliche Investitionen lösen sowohl direkte als auch indirekte Beschäftigungseffekte aus. Direkte Effekte treten in den Branchen auf, in die tatsächlich investiert wird. Indirekte Effekte treten in den vorleistenden Branchen auf.

Insgesamt werden durch die Energiewende in Gebäuden bis zu 130.000 zusätzliche Arbeitskräfte benötigt. Auf die SHK-Branche entfallen, bis 2025 20.000 und langfristig 15.000 zusätzliche Beschäftigte. Das entspricht einer Verschärfung der Lücke im Basis-Szenario ohne Energiewende um gut 50 %. Der Rückgang ab 2025 ist überwiegend auf Produktivitätsgewinne zurückzuführen.

Fazit: Die Lage ist ernst, aber alles andere als hoffnungslos

Auch ohne Energiewende verschärft sich die Fachkräftelücke bis 2035: Den SHK Branchen fehlen dann rund 30.000 Arbeitskräfte.

Die Energiewende in Gebäuden erfordert umfangreiche Investitionen, insbesondere Aufwendungen für Planung, Hochbau, Anlagen & Installation. Dies führt zu Mehrinvestitionen von knapp 13 Mrd. Euro jährlich. Diese Zahlen berücksichtigen nur die Investitionen in den Gebäudestock, nicht die Energiewende im Stromsystem oder die E-Mobilität.

Die Energiewende in Gebäuden erfordert bis zu 130.000 zusätzliche Arbeitskräfte. Allein in den SHK Branchen werden zusätzlich bis zu 20.000 Beschäftigte benötigt.

Herausforderung und Chance für die SHK Branche: Sie konkurriert mit anderen Wachstumsbranchen um die Fachkräfte der Zukunft. Schafft sie es, sich als besonders attraktiver Arbeitgeber zu abzuheben, kann sie vom enormen Investitionspotential durch die Energiewende profitieren.

Dokumente

Kurzstudie mit den zentralen Ergebnissen.

Ausführliche Studie inklusive methodischem Anhang.

Weitere Informationen

Zur Gewinnung von Nachwuchskräften hat die VdZ die Initiative „Du im Zukunftsjob“ gestartet. Mit „Du im Zukunftsjob“ sollen künftige Nachwuchskräfte für das SHK-Handwerk begeistert werden, indem ihnen die Attraktivität der Berufsbilder SHK-Anlagenmechaniker und Ofen- und Luftheizungsbauer durch den persönlichen Kontakt zum Handwerk vor Augen geführt wird.

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